Besuch in Kunming

Nach Shenzhen habe ich Kunming besucht, die Hauptstadt der südchinesischen Provinz Yunnan. Mit etwa 7 Millionen Einwohnern ist sie bei weitem nicht die größte Stadt des Landes, aber sehr interessant und ein guter Ort zum Leben. Das beginnt schon mit dem Klima: Zwar ist es subtropisch-warm, aber da Kunming etwa 1900 Meter hoch liegt, ziemlich trocken und daher gut zu ertragen – ganz anders als Shenzhen zumindest im Sommer. Der im Süden der Stadt gelegenen See Dianchi, etwa halb so groß wie der Bodensee, sorgt zudem für frische Luft.

Der See Dianchi

Schon seit Jahrhunderten war Kunming auch das Tor nach Südostasien, etwa nach Burma und Laos. Im Zweiten Weltkrieg war sie der Endpunkt der „Burma Road“ und der Luftbrücke „The hump“, über die Waren und Menschen ins freie, nicht von Japanern besetzte China gebracht wurden (die unvorstellbaren Gräueltaten, die Japaner in China anrichteten, sind übrigens ein besonders düsteres Kapitel der Geschichte).

Heute ist Kunming eine blühende Stadt mit vielen Industriebetrieben, Universitäten und Schulen (an vier von ihnen habe ich meine Vorträge gehalten).

Abendlicher Farbschmuck eines Bürogebäudes in der City von Kunming

 

 

 

 

Bunter Lichterschmuck einer Einkaufsstraße

Die Ostpagode, eine der Sehenswürdigkeiten Kunmings

Yunnan ist auch die Heimat des berühmten Pu-erh-Tees, einer der ursprünglichsten Teesorten. Er stammt von einer Unterart des üblichen Teestrauchs (Camelia sinensis) und gilt – fälschlicherweise – als Schlankmacher. In den Teegeschäften habe ich ihn in Form von runden Scheiben und von aufeinander gestapelten dicken runden Kuchen gesehen und auch probiert – gut, auch anregend, aber bitter.

Pu-erh-Tee

 

Ein weiteres viel genutztes Naturprodukt sind übrigens Blumen. Der Blumenmarkt in Kunming ist berühmt. Es gibt auch eine jährlich stattfindende große Blumenausstellung, denn Kunming hat sich zum größten Blumenexporteur Asiens entwickelt. Manche dieser Blumen kann man sogar essen: Ich habe einmal bei einer der Mahlzeiten gesüßte Chrysanthemen probiert – schmeckten nicht schlecht.

Beim Essen von Chrysanthemenblüten

 

 

 

 

Auch Umweltschutz steht inzwischen hoch im Kurs. Fast jedes Wohnhausdach strotzt geradezu von Solarthermie-Anlagen, mit denen Warmwasser erzeugt wird. Die Anlagen amortisieren sich binnen kürzester Zeit und erzeugen dann umsonst etwa 70 Prozent des benötigten Warmwassers. Die reichlich scheinende Sonne – etwa 2400 Sonnenstunden im Jahr – ist auch die Grundlage für die staatlich stark geförderte Solarindustrie.

Solarthermie-Anlagen auf den Dächern

Besonders in Erinnerung wird mir auch ein Besuch im Cuihu-Park (Grünseepark) bleiben. Wir waren abends dort. Der Park besteht vor allem aus Wasserflächen, dazwischen liegen Inseln und Verbindungswege. Es gibt einige Restaurants. Im Park selbst aber hört man an mehreren Stellen Musik: Hier tanzen jeweils Gruppen von Chinesen nach einem Vortänzer, meist alte Tanzfiguren. Allerdings geht es dabei weniger um altes Volksgut, sondern um Körperbewegung. Die Teilnahme kostet auch eine (geringe) Gebühr. Man sagte mir, dass sich die Teilnehmer jeden Abend treffen – Chinesen haben viel übrig für Körperertüchtigung.

Wasserspiegelung im abendlichen Cuihu-Park