Unsinn über Ötzi

In manchen Zeitungsberichten über die neuen Ergebnisse der genetischen Untersuchungen von Ötzi stehen ziemlich falsche Schlussfolgerungen. Da ist von Zivilisationskrankheiten die Rede, unter denen er aufgrund seiner Laktoseunverträglichkeit angeblich gelitten habe, zudem wird er als Sarde verdächtigt, weil bestimmte Gene heute vor allem in Sardinien und Korsika auftauchen.

Richtig ist, dass Laktoseunverträglichkeit der Normalzustand der Menschheit ist und es erst recht in der Steinzeit war. Nur einige Völker mit intensiver Viehzucht haben eine Mutation entwickelt und verbreitet, die auch Erwachsenen den Genuß von Kuhmilch erlaubt und ihnen so große Vorteile bei der Ernährung bietet. Kindern ist Milchgenuss bei allen Menschen möglich. Erst mit etwa drei Jahren geht die Fähigkeit verloren, Milchzucker abzubauen, so dass er Verdauungsprobleme verursacht.

Auch das angeblich sardische Gen dürfte vermutlich zu jener Zeit weit verbreitet gewesen sein. Es ist nur in Europa aufgrund der intensiven Durchmischung und Wanderungsbewegungen seltener geworden – außer eben in abgelegenen Regionen wie etwa im Innern Sardiniens, vielleicht sogar in abgelegenen Alpentälern. Das Auffinden dieses Gens bedeutet also keineswegs, dass Ötzis Vorfahren aus Sardinien kamen.

Näheres zu unseren Vorfahren findet man übrigens in meinem (freilich nicht mehr ganz aktuellem, aber das liegt am Verlag) Buch „Der Urmensch“ (Tessloff): http://www.amazon.de/WAS-IST-Band-Urmensch/dp/378860249X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1330600484&sr=8-1