Sturmglas entzaubert

Ein „Sturmglas“ ist ein besonderes Gerät, das zur Vorhersage des Wetters gedacht ist. Es besteht aus einer Glasröhre, die mit einer Lösung unter anderem von Campher in einem Alkohol-Wasser-Gemisch gefüllt ist. Schlechtes Wetter soll sich danach durch Bildung von Kristallen im Glas ankündigen, wobei das Aussehen dieser Kristalle angeblich Rückschlüsse auf das kommende Wetter zulässt. (Näheres dazu in Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Sturmglas.) Der britische Admiral Robert FitzRoy hatte solche Gläser in den Schiffen der britischen Flotte eingeführt.

Sollte Ihnen der Name bekannt vorkommen, ist das übrigens kein Wunder: FitzRoy  war zuvor u.a. Kapitän des Forschungsschiffes „Beagle“ mit dessen wichtigstem Passagier Charles Darwin.

Solche Sturmgläser kann man auch heute noch kaufen, unter anderem im „Bild der Wissenschaft-Shop“ für derzeit 109 Euro: http://www.wissenschaft-shop.de/Geschenkideen/Weihnachtsmarkt/Daenisches-Sturmglas-Das-Original-jetzt-30-guenstiger.html

Angeblich, so wird es besonders in der esoterischen Literatur behauptet, funktionieren sie aufgrund von Sferics – das sind Radiowellen niedriger Frequenzen, die von Gewittern ausgehen. Wie diese schwachen Radiowellen freilich Kristallisationsvorgänge in verschlossenen Gläsern beeinflussen sollen, wird nicht erklärt.

Allerdings sollte man sich davon nicht zu viel versprechen – obwohl im BdW-Shop locker behauptet wird, es gäbe keine Zweifel, dass es funktioniert. Denn mehrere Chemiker haben vor einigen Tagen ihre Untersuchungen eines gekauften Sturmglases veröffentlicht (Paulina Kaempfe, Karl Molt, Matthias Epple: Admiral FitzRoys legendäres Sturmglas, Chemie in unserer Zeit 46, Februar 2012, S. 26-31). Nach ihrer Analyse enthielt das zugeschmolzene Glas eine Lösung von Campher, Kaliumnitrat und Ammonchlorid in Alkohol-Wasser-Gemisch. Die Konzentration war nahe an der Löslichkeitsgrenze. Schon geringe Absenkung der Temperatur führte daher zur Kristallbildung, bei Temperatursteigerung lösten sie sich wieder auf. Luftdruck und andere Wettereinflüsse wirkten sich bei der sich über ein Jahr erstreckenden Beobachtung nicht aus, und eine Vorhersage des Wetters erwies sich als unmöglich.

So nett solch ein Gerät also auch ist – ein Barometer arbeitet zuverlässiger. Allerdings ist die Kristallbildung recht hübsch.

PS: Ich hab Wikipedia auf den neuen Artikel hingewiesen, sie werden diese Infos wohl bald einbauen.