Vor einigen Monaten war ich bei einem China-Besuch auch in dem Städtchen Dangyang in der Provinz Hubei. Es ist im Ausland und selbst in China kaum bekannt, dass es hier eines der erstaunlichen Meisterwerke früher chinesischer Technik zu bestaunen gibt: eine gewaltige Pagode aus Gusseisen. Sie ist etwa 38 Tonnen schwer und fast 18 Meter hoch – und fast 1000 Jahre alt.

Vor der Eisenpagode. Sie ist noch schwerer als ich...

In zahllosen Gebieten der Technik und Wissenschaft war China dem Westen um viele Jahrhunderte voraus, und ganz besonders gilt dies für die Herstellung und Verarbeitung von Eisen und Stahl. Schon um die Zeitenwende hatte das Land einen Stand der Eisenverhüttung, den Europa erst im 18. Jahrhundert erreichte – also erst 1800 Jahre später!

Detail am Fuß der Pagode

Gusseiserne Gefäße, Gebrauchsgegenstände und Werkzeuge wurden in China schon zu jener Zeit in großen Mengen hergestellt und waren vergleichsweise weit verbreitet. Zudem entwickelten chinesische Eisenarbeiter um 300 v. Chr. Methoden, um die Eigenschaften des Gusseisens durch Glühen deutlich zu verbessern, es härter und zäher zu machen. Um 31 n. Chr. entstanden erste mit Wasserkraft angetriebene Blasebälge, und auch danach wurden die Öfen und Zusatzeinrichtungen ständig verbessert.

Gusseiserne Figuren mit vermutlich religiösen Bedeutung

Selbst als Baumaterial diente Gusseisen sehr früh, etwa für Pfeiler von Kettenbrücken, riesige Wasserbecken, Glocken und Standbilder. Angeblich entstand schon vor über tausend Jahren eine 20 Meter hohe Buddha-Figur aus Gusseisen, die allerdings nicht mehr vorhanden ist. Aber die 1061 entstandene Pagode in Dangyang, die zum Yuquan-Tempel gehört, steht noch heute. Ihre 13 Stockwerke waren einzeln gegossen und dann aufeinander gesetzt worden.

Auch die gusseisernen Platten tragen erstaunlich gut erhaltene Bilder

Zu jener Zeit produzierte China aber auch riesige Mengen Stahl – bereits so viel wie England zu Beginn der Industrialisierung, also 700 Jahre später! „Hundertfach geschmiedeter Stahl“ war vor etwa 1500 Jahren ein berühmtes Qualitätserzeugnis aus China: Stahl, der durch vielfaches Erhitzen und Schmieden immer reiner gleichmäßiger und fester gemacht wurde. Bis um 1750 war der chinesische Stahl allen sonst auf der Erde erzeugten Stählen überlegen.

Gesamtansicht

Bis heute hat Stahl in China große Bedeutung. Das Land hält inzwischen mit weitem Abstand den Rekord in der Stahlproduktion: Es erzeugt fast die Hälfte allen weltweit erzeugten Stahls und damit rund achtmal so viel wie die USA.

Näheres zum Thema Eisen und Stahl enthält mein Buch „Stahl erobert die Welt„, das in Kürze auch in englischer Sprache erscheint.